Flensburger Rum-Regatta mit der Sampo

Flensburger Rum-Regatta mit der Sampo

Hier ein toller Bericht unsers Club-Mitglieds Harald (Friedrichs), danke dafür!

Liebe Hanseaten,

wir Ihr ja wisst, ist meine seglerische Heimat und ‚Geburtsstätte‘ der Plöner Segler-Verein. Hier hatten meine Eltern einen 25er Jollenkreuzer, die ‚Sünnschien’, auf dem ich mehr oder minder aufgewachsen bin. 1975 wurde das Schiff an die Familie Sommer verkauft, womit auch mein Freund Peter mit in den Verein eintrat und mit dem Segel- und Bootsvirus infiziert wurde. Dies sei als Einleitung meinem nachfolgenden Bericht für das PSV Jahrbuch vorrangestellt, um die ‚familären‘ Verbindungen zu verstehen.

Einige Mitglieder im PSV haben ja das Verlangen auch mit einem zweiten Schiff, z.B. Jollenkreuzer plus O-Jolle, zu segeln und sich die entsprechende Arbeit und Kosten aufzuhalsen. Unser langjähriges Vereinsmitglied Peter Sommer leidet an diesem Verlangen in sehr ausgeprägter Form.

Neben diversen Bausätzen (einer 10 qm Wanderjolle, einem 5 KR Kreuzer und der alten Sünnschien, 25er Jollenkreuzer; die der eine ohne andere noch vom See her kennt), die der Restaurierung harren, hat er eine H-Jolle am Plöner See, eine 20er Renn-Jolle in Berlin und eben einen Miteigentumsanteil an der Sampo.

Wobei, um den Kreis zum Plöner See zu schließen, ein Mitsegler auf der Sünnschien seine Liebe zum Segeln entdeckt und sich mit Freunden die Sampo gekauft hat. Später wurde dann auch Peter für das Schiff shanghait.

Die Sampo ist ein ehemaliger Zollkreuzer, der 1896 in Kiel Gaarden gebaut wurde. Ursprünglich als Sloop getakelt und dann mit 8 Mann (ja Mann) gesegelt wurde sie 1967 durch einen Voreigner (Kap Hornier) in eine Gaffelketsch umgebaut, um das Schiff mit zwei kleineren Hauptsegeln handlicher (!?) zu gestalten.

Als Däne hat der Voreigner natürlich darauf geachtet, dass das Schiff mit den kürzeren Masten dann auch unter allen Brücken in Dänemark durch passt. Nach 3 Segeltagen in der jetzigen Konfiguration mag man sich nicht vorstellen, welche eine Arbeit es gewesen ist das frühere XXL-Großsegel zu bändigen.

Für mich begann die Tour in Kappeln, wo der Museumshafen die Heringsregatta in Richtung Sonderburg, als Zubringer zur Rum-Regatta ausrichtet. Der Hafen war sehr gut besucht, soll heißen die Schiffe lagen im 4er bis 5er Päckchen an der Brücke. Die durchziehende Front bescherte ein wunderschönes Regenbogen-Panorama über den Masten, tat aber der Feierlaune zum Jubiläum des Traditionshafens keinen Abbruch.

Man merkt bald, dass das Segeln von Traditionsschiffen nicht nur eine Freizeitbeschäftigung ist, sondern Lebenseinstellung. Die Traditionssegler tragen dieses in Habitus, Kleidung und manche auch mit dem Geruch ihrer Schiffe nach außen. Die ausgeprägteste Form, die es zu beobachten gab, waren der Bruder von Käpt’n Jack Sparrow und sein Cousin.

Ich musste dann auch sehr schnell lernen, dass der Begriff Regatta im eigentlichen Sinne hier nicht wirklich zutrifft, es sind eher Geschwaderfahrten, bei denen jeder sein bestes gibt. Eigentlich verständlich, dass bei Schiffsgewichten von 20 plus Tonnen und entsprechender Anzahl Segeln die Dynamik doch leidet. Weiterhin wird die Bahn / der Kurs eher generell vorgegeben.

Trotzdem wurden vor dem Halbwindstart vor Schleimünde diverse taktische Überlegungen angestellt, um sich optimal zu positionieren, man will ja nicht hinter einem wirklich Großen versauern. Bei sonnigem Wetter und knapp 3 Windstärken aus westlicher Richtung ging es also mit hohem Anlieger in Richtung Sonderborg.

Der Regattasegler in mir konnte es dann doch nicht lassen das Feld permanent zu beobachten und das Schiff auf den optimalen Kurs und Speed zu bringen.

Durch maximale Höhe in Richtung Küste waren wir eines der wenigen Schiffe, die ohne in Flaute oder im drehenden Wind stehen zu bleiben, auf direktem Weg nach Sonderburg gekommen sind. Das bei der Siegerehrung nichts Verwertbares herausgekommen ist, liegt wohl eher im Charakter dieser Veranstaltungen.

In Sonderburg war die Anzahl der Schiffe schon größer und die Päckchen wuchsen auf 5 bis 6 Schiffe. Leider zog zum Abend ein Regengebiet durch, so dass geselliges Zusammensein eher unter Deck stattfand.

Der Freitag begrüßte uns mit grauem Himmel, leichtem Nieselregen und kräftigen Winden aus westlicher Richtung. Der Start der Sonderborg Zubringer Regatta war ‚irgendwo‘ querab Sonderborg Ansteuerung und gegen 10:30 ging es los. Da hoch am Wind bei den meisten Traditionsseglern eher relativ ist, war die Herausforderung möglichst hoch, aber mit Speed zu fahren. Und ein wesentlicher zu berücksichtigender Parameter ist, die Anzahl der Wenden zu minimieren.

So gesegelt, gelang es uns von Sonderborg mit nur einer Wende an der Nordseite der Flensburger Förde und den Flachs bis zur Schwiegermutter längs zu schrammen. Dann begann die ‚wirkliche‘ Kreuz mit diversen Wenden in Richtung Tonne 12, dem Ziel.

Eine Wende mit einem Traditionssegler ist immer mit viel Aktion verbunden, 3 Vorsegel wollen geschiftet werden und auch der Rumpf ist nicht wirklich willig im Drehen oder gar wieder anspringen. Die Kunst ist also bei der Wende nicht zu langsam zu werden, oder rückwärts zu treiben. Und für die Crew ist es natürlich Knochenarbeit.

Den Wendewinkel kann man guten Gewissens mit 140 Grad und mehr angeben. Auch Wegerechtssituationen waren zu bewältigen, wobei die Nutzung der Maschine unter Traditionsseglern zur Unterstützung kein Manko ist, denn es gilt ‚Lieber heil und Zweiter, als kaputt und breiter‘.

Da der Wind nach dem Ziel immer noch recht kräftig gegenan blies und die Nutzung der Maschine hier keinen Vorteil brachte, sind wir also tapfer weitergekreuzt und gegen 17:00 im Flensburger Museumshafen angekommen. Da durch den Hochwasserschaden an den Kaianlagen weniger Liegeplätze zur Verfügung standen, wurden die Päckchen nochmal eine Nummer größer, bis zu 8 Schiffe. Bewundernswert ist, wie die Skipper ihre Schiffe mit nur einer Hauptmaschine, ohne Bugstrahlruder, drehen und passgenau an ihren Platz bringen. Jeder hilft jedem und die Leinen werden zügig übergenommen und fest gemacht.

Noch vor dem Anlegebier ging es dann in das Schifffahrtsmuseum zur Siegerehrung und endlich dem ersehnten Anlegebier. Hier konnten wir dann auch gleich die Segler aus Haithabu in ihrem Original Wikinger Outfit bewundern.

Am Sonnabend war das Wetter zwar wunderschön, dabei aber der Wind doch auch deutlich weniger. Mit weiter ergänzter Crew, unter anderem Uli, und nach letztem Tuning an der Jager Position ging es dann los. Auf der Startlinie zwischen Turm Marineschule Mürwik und weißem Haus in Dänemark tummelten sich 89 Schiffe, von der Smakke Jolle bis zum Marstal-Schoner, mit insgesamt um die 500 Teilnehmer.

Auch hier war dann die Devise, Hauptsache in Luv und mit freiem Wind. Nach dem Start wurde dann alles was an Segeln an Bord war gesetzt, so dass wird dann (von vorne nach achtern) insgesamt gesetzt hatten: Jager, Klüver, Fock, Großsegel, Groß-Toppsegel, Breitfock, Groß-Wassersegel, Besan und Besan-Toppsegel. Diesem Muster folgten natürlich auch die meisten anderen Schiffe, wobei auch diverse Stilbrüche in Form von Gennakern oder Spinnakern zu beobachten waren.

Bei diesen Windstärken zeigen sich dann die Schwächen der großen Schiffe, Vorrankommen ist eher schwierig. An den Ochsen-Inseln kamen uns schon die Smakke-Jollen auf der kurzen Bahn entgegen.

In Höhe Glücksburg erwartete uns dann ein besonderes Erlebnis, der FSC richtete eine Moth und Waszp Regatta aus.

Größer kann der Gegensatz nicht sein, auf der einen Seite die Traditionssegler und auf der anderen die Fliegende Boote. Der anwesende Schiffbau-, sowie der Elektro-Ingenieur glauben bis heute nicht, dass dies nur mit der Kraft des Windes geschieht.

Richtig spannend wurde es dann am Wendepunkt Tonne 12, wo es richtig eng wurde. Zu allem Überfluss drängelte sich ein richtig Dicker innen in meine hart erarbeitete Innenposition rein, und nahm die ganze Gruppe am Fass nach Lee mit (Verlust von kostbarem Luv-Weg), da er ja nicht geschmeidig um die Tonne kam. Leider konnte wir nicht gemäß WR 18.2 (a)(2) protestieren, weil sowieso zwecklos und die KVR und nicht die WR gelten.

Die anschließende Kreuz war bei weiter abnehmenden Wind eher zäh, so dass wir leider das Zeitlimit um 17:00 nicht erreichten. Allerdings schafften wir es dann noch rechtzeitig zur Siegerehrung der Rum-Regatta, bei der der Sieger in der Klasse immer irgendeinen witzigen Preis bekommt, und der Zweite die begehrte 3 Liter Buddel Rum.

Wichtig zu erwähnen ist auch das anschließende legendäre Konzert des Gaffeorchesters, in dem eine Vielzahl von Freunden der traditionellen Musik einmal im Jahr zusammen spielen. Zumindenst so legendär, daß es dem NDR einen Bericht wert war.

Insgesamt erlebnisreiche Tage mit wechselhaftem Wetter und vielen Eindrücken. Was für mich immer bleiben wird, ist die Achtung vor den Männern auf See, die z.B. einen Marstal-Schoner mit 3 Leuten das ganze Jahr lang über das Meer gesegelt haben.

Harald Friedrichs